Der Trend zum Outsourcen hat auch den Betriebsbrand- und Werkschutz erreicht. So manchem Unternehmer wird durch Werbung und diverse Angebote ein Umstieg auf externe Dienstleister attraktiv gemacht. Werden die „klassischen Betriebsfeuerwehren“, vielerorts eine jahrzehntelange „Bank“ im vorbeugenden und abwehrenden Betriebsbrandschutz, durch jüngste Entwicklungen nun zur aussterbenden Spezies
Autor: OBR d.F. Werner Schmidt und BR Thomas Meier, MA
Foto: BtF Sappi Gratkorn
D
as Entstehen der ersten „Betriebsfeuerwehren“ in Österreich reicht bis in die 90er-Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Also in die 1890er-Jahre. Eine Zeit, die von historischen Umbrüchen durchdrungen war. Eine Zeit, die unter anderem das Aufstreben des Bürgertums oder die einsetzende Industrialisierung markiert. In diesen 1890er-Jahren, in Richtung zur Jahrhundertwende, wurde von vielen Unternehmern erkannt, welche – mitunter wirtschaftliche Bedeutung – dem
Das Entstehen der ersten „Betriebsfeuerwehren“ in Österreich reicht bis in die 90er-Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Also in die 1890er-Jahre. Eine Zeit, die von historischen Umbrüchen durchdrungen war. Eine Zeit, die unter anderem das Aufstreben des Bürgertums oder die einsetzende Industrialisierung markiert. In diesen 1890er-Jahren, in Richtung zur Jahrhundertwende, wurde von vielen Unternehmern erkannt, welche – mitunter wirtschaftliche Bedeutung – dem „innerbetrieblichen Brandschutz“ beizumessen ist. Mit dieser Erkenntnis war wohl gleichzeitig auch die Geburtsstunde der sogenannten „Fabriksfeuerwehren“, quasi die „Urversion“ gegenwärtiger Betriebs- oder Werksfeuerwehren, besiegelt. Die Gründung solcher Feuerwehren wurde von vielen als ideale Ergänzung zu bereits bestehenden öffentlichen Feuerwehren gesehen. Stets mit dem Ziel vor Augen, Fabrikanlagen noch besser vor Zerstörung durch das Feuer zu schützen – und natürlich auch, um im Schadensfall etwaige Vermögensverluste für die Unternehmer möglichst gering zu halten. Die Mitglieder für die „Fabriksfeuerwehren“ waren damals rasch gefunden, sie wurden aus dem Arbeiterstand der jeweiligen Fabriken und Produktionsstätten rekrutiert. Ein System zur Sicherstellung des innerbetrieblichen Brandschutzes, das sich auf diese Weise noch für viele weitere Jahrzehnte bestens bewähren sollte.
„innerbetrieblichen Brandschutz“ beizumessen ist. Mit dieser Erkenntnis war wohl gleichzeitig auch die Geburtsstunde der sogenannten „Fabriksfeuerwehren“, quasi die „Urversion“ gegenwärtiger Betriebs- oder Werksfeuerwehren, besiegelt. Die Gründung solcher Feuerwehren wurde von vielen als ideale Ergänzung zu bereits bestehenden öffentlichen Feuerwehren gesehen. Stets mit dem Ziel vor Augen, Fabrikanlagen noch besser vor Zerstörung durch das Feuer zu schützen – und natürlich auch, um im Schadensfall etwaige Vermögensverluste für die Unternehmer möglichst gering zu halten. Die Mitglieder für die „Fabriksfeuerwehren“ waren damals rasch gefunden, sie wurden aus dem Arbeiterstand der jeweiligen Fabriken und Produktionsstätten rekrutiert. Ein System zur Sicherstellung des innerbetrieblichen Brandschutzes, das sich auf diese Weise noch für viele weitere Jahrzehnte bestens bewähren sollte.
Mitbegründer der Leistungsbewerbe. Nicht unerwähnt in diesem historischen Kurzabriss soll die Rolle der Betriebsfeuerwehren in der Entstehungsgeschichte von Landes- und Bundesbewerben bleiben, wie ein Blick in die Geschichtsbücher darlegt. Denn die Idee der sportlichen Betätigung in Form von Wettbewerben fiel zunächst besonders bei den Mitgliedern von Betriebsfeuerwehren auf fruchtbaren Boden. Als Initiator zur Abhaltung von Leistungsbewerben in Österreich gilt im Übrigen der Steirer Ing. Peter Stanke aus Graz, der 1946 zum Landes-Feuerwehrinspektor der Steiermark bestellt wurde – und 1947 den ersten „Löschgruppenbewerb“ durchführte.
Outsourcing wird zur neuen Geschäftspraxis. Nun ein Sprung in die Gegenwart. Diese zeigt, dass, als Folge von Änderungen im Bereich von diversen Rechtsrahmen, Richtlinien und wirtschaftlichen Aspekten, Mitglieder einer Betriebsfeuerwehr nicht mehr, wie über viele Jahre zuvor usus, zwingend Beschäftigte des zu schützenden Unternehmens sein müssen. Dieser Prozess ist dem Föderalismus der Bundesländer mit teils sehr unterschiedlichen Gesetzen, Verwendungsbestimmungen und vielen weiteren Entwicklungen geschuldet. Das Aufkommen neuer Rahmenbedingungen hat auch den thematischen Zugang gegenüber Betriebsfeuerwehren geändert und vielerorts neue Denkprozesse ausgelöst. Auch im Unternehmensmanagement, wo sich das „Outsourcing“ zum Inbegriff über alle Branchen hinweg etabliert hat. Zwischenzeitlich werden Dienstleistungen, die früher ausschließlich von Mitgliedern der „hauseigenen Betriebsfeuerwehr“ erbracht wurden, von Drittanbietern zugekauft. Das „Outsourcing im betrieblichen Brandschutz“, die Vergabe von Schutzleistungen in einem Unternehmen an einen externen Anbieter, nimmt an Fahrt auf. Dieser Entscheidungspraxis liegen unterschiedliche Motive und Faktoren zugrunde. Begriffe wie Kosteneinsparung im Bereich von Personal und Equipment, Zukauf von Expertise, Flexibilität in der Personalplanung, Aufwertung der betriebseigenen Kernkompetenzen bis hin zur betrieblichen Risikominimierung werden als Argumente für den Leistungszukauf von Drittanbietern ins Treffen geführt. Auch der dafür notwendige Aufwand erscheint simpel wie nutzenstiftend. Den Dienstleister finden, mit diesem die passenden Konditionen verhandeln und zuletzt noch die Verträge abschließen. Doch: Ist der Zukauf einer so umfassenden Dienstleistung tatsächlich die wirtschaftlich beste Option?
Sicherheit ist das Programm. Grundsätzlich beruht die Arbeit einer Betriebsfeuerwehr im Wesentlichen auf zwei tragenden Säulen – dem vorbeugenden und dem abwehrenden Brandschutz. Unabhängig davon, ob die Betriebsfeuerwehr gesetzlich vorgeschrieben oder aus freiwilligem Antrieb heraus errichtet wurde, mit hauptamtlichen und/ oder freiwilligen Mitgliedern aus dem Unternehmen wirkt – oder ob die Dienstleistung extern zugekauft ist. Für alle Formen gilt: es erfordert ausreichend hohe Kompetenzen, denn das Programm heißt Sicherheit. Dafür braucht es Planung, Zuverlässigkeit, Qualität sowie Know-how. Eine Faustregel für den vorbeugenden Brandschutz könnte beispielsweise lauten: Je besser dieser organisiert und durchgeführt wird, desto weniger Ressourcen werden, im besten Fall, für passive und aktive Maßnahmen des abwehrenden Brandschutzes aufzubringen sein, wobei die akute Gefahrenabwehr bzw. der rasche Einsatzdienst ja zu den vordringlichsten Aufgaben einer Betriebsfeuerwehr zählt. Dennoch ergibt sich (auch wenn nicht überall in gleichem Ausmaß oder in selber Bandbreite) Tag für Tag eine Vielzahl von Tätigkeiten, die in ihrer Gesamtsumme weit über die eigentlichen Feuerwehraufgaben hinausreichen. So lassen sich durch die Aufgabenerfüllung im Bereich von Brandschutzbeauftragten, Arbeitssicherheitsfachkräften, Strahlenschutzbeauftragten, Gefahrgutbeauftragten, Werkschutz und vielen Leistungen mehr bei näherer Betrachtung durchaus Argumente finden, die für die klassische Komponente, für das „Insourcing“ sprechen. Das bedeutet, anstelle sich Aufgaben von externen Dienstleistern erfüllen zu lassen, Ressourcen aus dem eigenen Unternehmen zu nutzen und Know-how unternehmensintern zu binden.
Tradition verpflichtet. Knowhow zählt seit jeher zu den wertvollsten und wichtigsten Gütern eines Unternehmens. So können sich Unternehmen durchaus glücklich schätzen, wenn diese über langjährige und loyale MitarbeiterInnen verfügen, die – über den sprichwörtlichen Sinn hinausgehend bereit sind – für dieses durch Feuer und Flamme gehen. Auch wenn externe Dienstleister über Mitarbeiter-Innen mit entsprechend fachlicher Qualifikation verfügen, so zeigt die langjährige Erfahrung, dass hauseigene Feuerwehrkräfte mit dem Unternehmen, das zu schützen sie beauftragt sind, meist sehr viel enger verbunden sind, als dies im umgekehrten Sinn, bei „Außenstehenden“, der Fall sein könnte – weil es einfach mehr als „nur“ Arbeit ist. Dieses „Mehr“ an Bindung mag vielleicht der Verbundenheit mit den KollegInnen, der Loyalität zum Unternehmen, dem Anerkennen von gemeinsamen Zielen und Werten sowie Vorstellungen und Verhaltensweisen geschuldet sein. Das setzt meist ein über viele Jahre gewachsenes Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer voraus, das die innerbetriebliche Zusammenarbeit aller Beteiligten erheblich erleichtert. Auch wenn sich neue Entwicklungen mit dem traditionell Etablierten zu durchkreuzen beginnen, so ist selbst in Zeiten von Internet-Oberflächlichkeiten daraus jedenfalls nicht abzuleiten, dass die „klassische Betriebsfeuerwehr“ zur aussterbenden Spezies zählt. Im Gegenteil. Dafür spricht, dass eine Betriebsfeuerwehr, wie auch eine Freiwillige Feuerwehr, durch ihren Zusammenhalt und ihre Kameradschaft weit mehr ist als „nur eine Firma“, die eine Dienstleistung erbringt. Das bringt auch das „Mehr“ an Qualität im und für das Unternehmen. Selbst wenn das Bekenntnis zur „klassischen Betriebsfeuerwehr“ auf den ersten Blick nicht die günstigste Wahl ist, so ist sie aber mit Sicherheit die nachhaltigste und beste.