Valencia ist die drittgrößte Stadt Spaniens und UNESCO-Weltkulturerbe. Sie liegt an der spanischen Mittelmeerküste und ist für seine historische Altstadt, bezaubernde Parkanlagen, delikate Esskultur und ein buntes Nachtleben sowie feurige Flamenco-Shows bekannt. Seit dem 22. Februar 2024 hat sich Valencia jedoch auch in die Weltannalen der dramatischsten Hochhausbrände eingetragen. Zehn Tote und 15 Verletzte (darunter sieben Feuerwehrleute) waren zu beklagen! Was ist jedoch der Hintergrund dieser Feuertragödie unter Palmen?
Valencia ist die drittgrößte Stadt Spaniens und UNESCO-Weltkulturerbe. Sie liegt an der spanischen Mittelmeerküste und ist für seine historische Altstadt, bezaubernde Parkanlagen, delikate Esskultur und ein buntes Nachtleben sowie feurige Flamenco-Shows bekannt. Seit dem 22. Februar 2024 hat sich Valencia jedoch auch in die Weltannalen der dramatischsten Hochhausbrände eingetragen. Zehn Tote und 15 Verletzte (darunter sieben Feuerwehrleute) waren zu beklagen! Was ist jedoch der Hintergrund dieser Feuertragödie unter Palmen?
In den Nachmittagsstunden des 22. Februar 2024 ist ein Wohnhochhaus in Campanar in der Avenida del Maestro Rodrigo, einem Stadtteil von Valencia, im wahrsten Sinn des Wortes in Flammen aufgegangen. Das bis zu 35 Meter hohe Bauwerk glich einer gigantischen Feuerfackel und brannte innerhalb kürzester Zeit vom Erdgeschoss bis zum Flachdach lichterloh. Brennende Fassadenteile stürzten in die Tiefe, wurden von starkem Wind fortgeweht und breiteten das Feuer nach allen Seiten aus.
Riesiger Fassadenbrand. Was Brandexperten schon bei den ersten Filmaufnahmen in den sozialen Medien erahnten, hat sich nun auch offiziell bestätigt: Hier handelte es sich um einen gigantischen Fassadenbrand, so wie er im Jahre 2017 im Londoner Grenfell Tower aufgetreten ist, bei welchem 72 Menschen ums Leben gekommen sind. Ob es sich um eine ähnliche Fassadenkonstruktion handelte, wird noch in Fachkreisen diskutiert. Jedenfalls konnte sich das Feuer in Minutenschnelle auf alle Stockwerke ausbreiten.
Brandausbruch. Das Feuer brach nach 17.30 Uhr auf einem Balkon des im Jahre 2005 errichteten Gebäudes im achten Stock aus. Die hier lebende Familie war zum Zeitpunkt des Brandausbruchs nicht zu Hause. Ursache war angeblich ein technisches Gebrechen an einem Ventilator der Fensterjalousie. Ein Kurzschluss am Elektromotor der Markise könnte demnach die brennbaren Fassaden-Dämmstoffe entzündet haben und Auslöser der Katastrophe gewesen sein.
Einsatz der Feuerwehr. Obwohl sich das Gebäude bald im Vollbrand befand, konnten die Kräfte der Berufsfeuerwehr unter größter Anstrengung noch mehrere Personen mithilfe von Hubrettungsgeräten unter dem Applaus der Bevölkerung von Balkonen retten. Dabei mussten jedoch Sicherungsmaßnahmen gegen laufend herabfallende Fassadenteile ergriffen und die Flammen der brennenden Fassade im Umfeld vorher gelöscht werden. Diese Arbeiten waren nur unter Lebensgefahr des Einsatzpersonals möglich.
Streit um die Fassadenausführung. Über die Ausführung der Fassade ist es nun zu einem veritablen „Expertenstreit“ gekommen: Einerseits wurde behauptet, dass für die Wärmedämmung verdichteter Schaumstoff aus Polyurethan (PUR) eingesetzt war. Andererseits soll eine Art imprägnierte Steinwolle verwendet worden sein. Jedenfalls handelte es sich aber um eine hinterlüftete Fassade, bei welcher die Abdeckplatte als Alu-Sandwich (vermutlich mit brennbarem Isolierstoff) ausgebildet war. Fazit: Brennbare Substanzen waren also sicher in größeren Mengen vorhanden, denn sonst wäre es nicht zu einem derart rasanten Brandgeschehen gekommen!
Der ominöse Luftspalt. Eines ist klar: Bei hinterlüfteten Fassaden entsteht zwischen Hauswand und der außen liegenden Abdeckung ein gefährlicher Luftspalt. Dieser besitzt im Brandfall Kamincharakter und kann eine Brandausweitung nach oben immens verstärken. Auch bei Windböen, wie sie beim Brand mit bis zu 60 km/h registriert wurden, ist dies jedoch nur ein Dominostein in einer verhängnisvollen Reaktionskette, die zur Katastrophe geführt hat.
Schwere Brandschutzmängel. Denn auch wenn immer wieder von behördlicher Seite behauptet wurde, dass das Brandobjekt den aktuellen technischen Vorschriften bei der Errichtung zwischen 2005 und 2008 entsprochen hat, haben viele Brandschutzdefizite zu dieser Feuertragödie geführt. Neben der hohen Fassaden-Brandlast (es gab auch keine Brandschutzriegel!) waren Mängel im baulichen und anlagentechnischen Brandschutz festzustellen. So war keine professionelle Brandmelde- und Sprinkleranlage vorhanden, die Wohnungstüren waren vermutlich nicht selbstschließend und nicht als Feuerschutztüren ausgebildet. Die beiden Stiegenhäuser besaßen keine Druckbelüftungsanlage und waren daher in fortgeschrittener Brandphase nicht mehr verwendbar.
Erkenntnisse. Beim dramatischen Großbrand von Valencia war, ähnlich wie im Falle des Katastrophenbrandes im Grenfell Tower in London im Jahre 2017, die brennbare Fassadenbekleidung von entscheidender Bedeutung. Deswegen sollten in Bauwerken der Gebäudeklasse 5 (Fluchtniveau 11 bis 22 Meter) und in Hochhäusern (Fluchtniveau mehr als 22 Meter) nur unbrennbare Dämmmaterialien verwendet werden. Eine alte bis dato auch bei uns nicht erfüllte Forderung im Bereich der GK 5, denn gerade in diesem Bereich müssen die Drehleitern der Feuerwehren zur Menschenrettung eingesetzt werden. Wenn dann noch das Stiegenhaus als Fluchtweg verqualmt ist, sitzen die Menschen in einer tödlichen Falle, wie es in Valencia der Fall war!